Canonet QL17 G-III von Canon: Testbericht zu meiner neuen Kamera-Liebe

Ein etwas holpriger Name für eine Kamera die viel zu sagen hat: Die Canonet QL17 G-III von Canon sieht nicht nur gut aus, sondern liefert tolle Ergebnisse. Ein kleiner Testbericht von meiner neuen Fotoliebe.

Die Geschichte zur Canon Canonet QL17 G-III

Der japanische Hersteller Canon lanciert um 1965 eine neue Baureihe für handliche Kameras namens Canonet. Dabei ist die dritte und letzte Generation der QL17, die G-III, das Spitzenmodell dieser Serie: Über 1.2 Millionen Exemplare wurden zwischen 1972 und 1982 davon verkauft.

Was machte die GIII zum Bestseller? Wie immer in solchen Fälle, eine Mischung aus mehreren Faktoren:

Dieses Modell mit Festobjektiv und Entfernungsmesser war für den „interessierten Laien“ gedacht. Die Kamera mit kompaktem und schlankem Design ist per se nicht wirklich klein, dafür aber dank ihrem Gewicht gut ruhig zu halten. Ein lichtstarkes 40-mm Objektiv soll zudem brillante Fotos ermöglichen.

Die Kamera sollte zudem nicht billig wirken, viel Metall und wenig Kunststoffteile sind die Merkmale dieses Modells. Eine ansprechende Optik, eine ergonomische Haptik und eine Vielzahl von Funktionen. In der Regel silbern ausgeführt, ganz selten ist sie auch in komplett schwarzer Ausführung zu finden. 

Canonet QL17 G-III: Technische Daten

  • 35mm-Messsucherkamera 
  • Canon 40mm Objektiv, mit Blende f/1.7 bis f/16 (6 Linsen in 4 Gruppen)
  • Copal Zentralverschluss mit Geschwindigkeiten von 1/4 bis 1/500 Sekunden sowie B-Funktion
  • CdS-Belichtungsmessung
  • Blendenautomatik und manuelle Belichtung möglich
  • Sucher: Leuchtrahmen mit Parallaxauslgeich und integriertem Entfernungsmesser
  • Fokussierbereich ab 0.8m
  • Selbstauslöser vorhanden
  • QL-System als Schnellladesystem für das Einsetzen des Films
  • Filmtransportanzeige vorhanden
  • Blitz: Hot Shoe und Blitzsynchornisation bei allen Verschlusszeiten
  • Grösse: 122 mm x 32 mm x 75 mm
  • Gewicht: ca. 620 Gramm

„The poor man’s Leica?“

Als ich in Seoul in den Fotogeschäften herumschlenderte, war ich sofort vom Aussehen der Canonet Q17 begeistert. Es ist eine wunderschöne Kamera im – aus heutiger Perspektive betrachtet – alten Retrostyle. Sie sieht dank dem Metall sehr wertig aus, und doch deutlich handlicher als grössere SLR-Kameras. Zudem verfügt sie über ein lichstarkes 40-mm-Objektiv, welches sofort meine Neugier weckte. 

Im Internet ist von einigen Fotografen zu lesen, dass die Canonet QL17 G-III die Leica für arme Menschen sei. Dies ist als Kompliment zu verstehen, aufgrund ihrere vergleichbaren Qualität und Leistung. Canon hat sich bemüht, die Canonet durch besondere Ausstattung zu positionieren.
Eine Auslösesperre, wenn im Automatikbetrieb eine Über- oder Unterbelichtung erfolgen würde, ist eine sinnvolle Hilfe für angehende Film-Fotografen. Die Belichtungsmessung funktioniert in der Regel ganz gut, insbesondere wenn die Lichtquelle mehr oder weniger hinter dem Fotografen liegt. Fortgeschrittene Fotografen werden in der Regel in den manuellen Modus wechseln und eher mit einem Handbelichtungsmesser arbeiten.

Aber seien wir ehrlich: Die Perfektion einer Leica M wird Canonet QL17 G-III niemals erreichen. Den Vergleich mit den Suchern anderer Kameras hält das eingebaute System aber locker stand – jeder (ungeübte) Anwender wird sofort mit dem Messsucher klar kommen.
Eingespiegelt wird ein gelber Rahmen mit automatischem Parallaxenausgleich beim Fokussieren und ein gelbes Rechteck für das Mischbild. Fokussiert wird dann mit dem Hebel am Objektiv – ganz schnell und sehr genau kann der Fotograf so sein Bild scharf stellen. Und ebenfalls im Sucher ablesbar: Im Automatikbetrieb wird die Blendenzahl angezeigt, sowie mit roten Zonen für allfällige Über- oder Unterbelichtungsanzeige. 

Die Canonet QL17 GIII in der Praxis

Ich bin etwas verliebt in meine Canonet QL17 GIII. Ich mag das äussere Aussehen der Kamera, in ihrem typischen Retrolook. Der wertige Eindruck täuscht nicht, das metallige fühlt sich gut an.
Zudem liegt die Canonet QL17 gut in der Hand, ist einfach und intuitiv zu bedienen. Die Kamera eignet sich gleichermassen für Farb- wie auch für Schwarzweissfilme.

Die 40mm Brennweite des Canon-Objektivs ist  schön lichtempfindlich und führt zu scharfen Fotos. Der vibrationsarme Verschluss ermöglicht auch mal bei 1/8 Sekunden aus der Hand scharfe Resultate. Die Blende f/2 führt zu einem angenehmen Bokeh-Effekt, der sich durchaus sehen lässt.

*die folgenden Fotos wurden alle mit der Canonet QL17 G-III aufgenommen, ohne jegliche digitale Nachbearbeitung*

Mein Fazit zur QL17 G-III

Die Canonet mit einer Leica zu vergleichen, ist sicher etwas zu vermessen. Dennoch ist die Canonet QL17 eine leistungsfähige Kamera – sie bietet deutlich mehr, als man ihr auf den ersten Blick zutrauen würde. Sie ist relativ kompakt, und ja ihr Gewicht von 650 Gramm hilft als Stabilisation bei der Bildaufnahme: Man behält eine ruhige Hand, sogar bei Aufnahmezeiten unter 1/30 Sekunden.

Die Brennweite von 40mm gefällt mir ganz gut, eine Mischung aus 35mm und 50mm, die ideal für Streetfotos und Reisefotografie ist. Das lichtstarke Objektiv weiss zu überzeugen, und liefert dank einfacher Fokussierung scharfe Bilder in einem eigenständigen Look.
Das Arbeiten mit dem Messsucher ist insbesondere am Anfang eine Frage der Übung, aber wenn man dies beherrscht, dann ist die Bedienung der Kamera sehr einfach und intuitiv. Insgesamt funktioniert die Belichtungsmessung relativ gut, und die Bilder werden zu echten Hingucker.

Gibt es irgendwelche Kritikpunkte? Natürlich! Keine Kamera ist perfekt.
Die Zeitautomatik als Methode zur automatischen Belichtung verärgert möglicherweise jene, die lieber mit einer Blendenpriorität arbeiten würden. Aber ganz ehrlich: Lieber eine Art von automatischer Belichtung als gar keine.
Auch eine Möglichkeit zur manuellen Belichtungsmessung wäre schön zu haben – aber das ist bei solchen Entfernungsmesser-Kameras selten der Fall. Ebenso wäre eine Schärfentiefenskala auf dem Objektivtubus ein schönes „nice-to-have“, doch auch das haben solche Kameras nur selten.
Was mir auch noch aufgefallen ist: An (sehr) sonnigen und hellen Tage ist die maximal Aufnahmgeschwindigkeit von 1/500 Sekunden leider immer noch zu langsam. Nicht selten konnte ich nicht abdrücken, weil eine Überbelichtung erfolgen würde – und dies die Kamera im Automatikbetrieb nicht erlaubt. Da bleibt nichts anders als in den manuellen Modus rüber zu gehen, die Blende zu zumachen, und hoffen dass die Bildresultate doch nicht zu fest überbelichtet werden. Oder halt einen Film einlegen, der tiefere ASA Werte aufweist.

Aber hey, unter dem Strich, bin ich mehr als happy. Meine Canon Canonet QL17 G-III ist ein echter Hingucker. Viele Menschen sprechen mich darauf an, wenn ich sie im Alltag dabei habe. Sie hat einen einmalige Retrolook, der jedem gefällt. Dass sie zudem noch scharfe Bilder, einem besonderen Look erstellt, ist für mich….das Sahnehäubchen auf der Kamera. 

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marc

Hallo, ich heisse Marc, und komme aus der Schweiz. Ich reise gerne, ich liebe es Fotos zu knipsen, ich entdecke gerne die Welt - sei es in der Schweiz, in Europa oder in der fernen Welt. "Stets unterwegs" ist mein Motto, und so schreibe ich auf phototraveler.ch über meine Ausflüge, Citytrips und grössere Reisen. Natürlich immer mit Fotos von Landschaften, Städten oder Menschen im Alltag.

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