Landschaftsfotografie: Die imposante Natur ablichten
Bist Du gerne in der Natur und Du hast die Fotografie als Hobby für Dich entdeckt? Dann bist Du hier genau richtig: In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du mit ganz einfachen Tipps, Einstellungen und mit welcher Kameraausrüstung schöne Landschaftfotos abknipsen kannst.
Die Landschaftsfotografie befasst sich mit der belebten und unbelebten Umweld des Menschen. Damit Bilder von Landschaften ausdrucksstark werden, spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle:
- Einfangen des stimmungsvollen Charakters des Ortes und des Zeitpunkts der Aufnahme
- Die Landschaftsfotos sollen die Betrachter emotional berühren
- Mittels scharfer Aufnahme sollten auf dem Foto möglichst viele Details zu erkennen sein, die dank den dynamischen Farben lebhaft wirken
- Dank den verschiedenen Ebenen sollte ein Landschaftsfoto räumlich plastisch und dreidimensional wirken
Die untenstehenden Tipps sollten Dir dabei helfen, genau solche Naturbilder aufnehmen zu können.
Tipp 1: Auswahl des Hauptmotivs
Viele Menschen bewegen sich mit der Kamera in der Hand durch die Natur und knipsen einfach drauf los – ohne sich dabei wirklich zu überlegen, was das Hauptmotiv auf dem Foto abgelichtet wird.
Überlege vor dem Abknipsen, was das Hauptmotiv in der Landschaft ist, welches Dir so gut gefällt – und Du auf deinem Landschaftsbild prominent dargestellt haben möchtest. Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf, wählst Du dein Equipement und Deine Kameraeinstellungen dafür.
Willst Du möglichst viel von der Landschaft auf dem Bild haben, so wählst Du ein Weitwinkelobjektiv mit kleiner Brennweite. Liegt das Motiv jedoch weit in der Ferne, dann brauchst Du ein Teleobjektiv.
Willst Du in der goldenen Stunde den Sonnenuntergang festhalten? Oder am Nachmittag in der prallen Sonne die Reflektionen eines Bergsees einfangen? Diese Wahl wird auf die Blendeneinstellungen Einfluss haben.
Tipp 2: Die räumliche Komponente – Vordergrund, Mittelteil, Hintergrund
Dank der Landschaftsfotografie verbringt man viel Zeit draussen, an der frischen Luft und geniesst die schönen weiten Aussichten. Damit diese weite Räumlichkeit auf einem Foto nicht platt zweidimensional wirkt, muss in der Trickkiste der Bildgestaltung greifen – mit den verschiedenen Ebenen eines Bildes.
Das Sprichwort „Vordergrund macht Bild gesund“ ist bei der Landschaftsfotografie so wahr, wie bei keinem anderen Fotografiestil.
Die Unterteilung eines Bildes in Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund vermittelt das Gefühl von Räumlichkeit. Die Abgrenzung der verschiedenen räumlichen Dimensionen führt zu einem spürbaren Grössenverhältnis der Objekte auf dem Bild; auf einem Blick ist erkennbar was vorne, was in der mitte und was hinten liegt. Gute Beispiele dieser Unterteilung findest Du auch in meinem Artikel zum Rebeweg am Bielersee.
Dabei muss man nicht kompliziert handeln: Als Vordergrund dienen häufig einfache Objekte wie Steine, Pflanzen, nah gelegene Gegenstände. Der Mittelteil sollte sich dann klar vom Hintergrund abgrenzen können: Eine sichtbare Hütte, ein Gletscher, ein imposanter Felsvorsprung. Der Hintergrund vermittelt dann häufig das Gefühl von weiter Ferne; sei es eine weitgelegene Bergkette oder die Vermischung von der Wasseroberfläche mit dem Horizont.
Tipp 3: Das natürliche Licht lässt die Landschaft glänzen
Die beste Bildkomposition, die besten Kameraeinstellungen, die modernste Geräte…nützen alles nichts, wenn das Bild nicht zum richtigen Zeitpunkt aufgenommen wurde.
Die Stimmung einer Landschaftsfotografie hängt sehr stark von der Tageszeit und den Lichtverhältnissen ab. Ein Naturbild wird nur so gut, wie es das Tageslicht erlaubt. Einzelne Bildelemente und ganze Landschaften erscheinen je nach Aufnahmezeit in einem völlig anderen Licht.
Persönlich schätze ich folgende Phasen eines Tages besonders:
- Die goldenen Stunden: Die gelbrötliche Phase nach einem Sonnenuntergang (resp. vor einem Sonnenaufgang) bringt weiches, sehr angenehmes Licht auf die Landschaften.
- Die blauen Stunden: Diese Phase liegt zwischen der Dämmerung nach einem Sonnenuntergang bis zur völliger Dunkelheit der Nacht. Das blaue Licht harmoniert sehr mit der natürlichen Umgebung, die weissen Wolken im Himmel heben sich stärker ab,…es ist eine magische Zeit des Tages.
- Die Phasen beim Wetterumschwung: Ob nach dem Niederschlag, oder beim Vorbeiziehen des Nebels – das Wechseln der Wetterphänomene bringen häufig spannende Lichteffekte mit sich.
Tipp 4: Schwarzweiss für mehr Drama auf den Landschaftsfotos
Mit diesem Punkt widerspreche ich vielleicht gleich den vorgehenden Tipp – und doch will ich nicht unterlassen diesen hier kurz aufzuführen: Wer dramatische emotionsgeladene Natufotos mag, der soll schwarzweiss Landschaftsfotos aufnehmen.
Die Schwarzweiss-Fotografie ist nämlich ein ideales Stilmttel, um Strukturen und Formen zu betonen, die auf einem Farbfoto nicht so ersichtlich wären. Diese wecken beim Betrachter möglicherweise Emotionen und Gefühle aus, eine spannende Mischung aus Dramaturgie und starke Kraft.
Siehe dazu auch den Artikel Schwarz-weiss Fotografie: 10 Tipps für ausdrucksvolle Bilder
Tipp 5: Bildkomposition beachten – der goldene Schnitt in der Landschaftsfotografie
Die Anordnung der verschiedenen Bildelemente führen dazu, dass das Landschaftsfoto für den Betrachter stimmig, ästhetisch und angenehm wirkt.
Es ist erwiesen, dass ein Betrachter ein Foto mit Bildunterteilung in Dritteln als angenehm empfindet. Und so kannst Du mit der sogenannten Drittelregel ganz einfach den Blick des Bildbetrachters gezielt auf gewisse Punkte lenken.
Für den goldenen Schnitt unterteilst Du gedanklich die Breite und Höhe des Bildes in jeweils drei Teile; so dass Du neun Felder erhälst. Nun positionierst Du das Hauptmotiv (meist sind das Vordergrund-Elemente) auf die Kreuzungspunkte dieser Linie.
Zur Info: Viele Fotokameras können sogenannte Hilfslinien bereits auf dem Display und/oder im Sucher einblenden. Such dafür in den Kameraeinstellungen einfach mal nach Hilfslinien oder Bildeinteilung.
Tipp Nr. 6: Langzeitbelichtung ist die Prise Salz der Landschaftsbilder
Die Langzeitbelichtung ist die langsamste Disziplin in der Fotografie – aber die beste, um das Rauschen des Wasser, das Bewegen der Himmelskörper, das Rascheln der Bäume einzufangen.
Somit ideal, für dynamische Landschaftsbilder. Insbesondere bei Gewässer macht es Spass, bei der Bildaufnahme eine lange Verschlusszeit zu wählen. Die Langzeitbelichtung ist die Prise Salz, die eigentlich nicht notwendig ist, aber den Naturbilder schlussendlich das gewisse Etwas mitgibt.
Die Kunst der Langzeitbelichtung braucht viel Übung und noch mehr Geduld. In welche Richtung fliesst das Wasser um die Steine herum; wirken die Linien sinnvoll oder doch eher chaotisch? Ist der verschwommene Himmel ein Mehrwert für das Landschaftsfoto, oder lenkt er schlussendlich zu sehr vom Hauptmotiv ab?
Das sind alles Fragen, die man nur mit einer gewissen Erfahrung im Vornehinein beantworten kann. Und für Langzeitbelichtung benötigst Du technische Hilfsmittel wie Stativ, Fernauslöser und/oder Filter für das Objektiv. Damit können ungewollte Verwacklungen und Unschärfe vermieden werden.
Tipp 7: Spiegelungen wirken Wunder
Ein ganz einfacher, und doch sehr wirksamer Tipp: Suche nach Spiegelungen. Und diese findest Du in der Regel da, wo es Wasser gibt.
Wenn Du also an einem Bergsee fotografierst, dann such nach tollen Spiegelungen, die Du für deine Landschaftsfotos nutzen kannst.
Übrigens: Für das Fotografieren von Wasser empfehle ich immer die Benutzung von Polfilter. Diese Filter für Dein Objektiv vermindern und/oder verstrken Spiegelungen ganz einfach.
Tipp 8: Kamera, Objektive, Stative – die Ausstattung für schöne Landschaftsfotos
Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, dass man kein teures Equipement benötigt, um schöne Landschaftfotos zu knipsen.
Sei es ein Smartphone, eine Kompaktkamera oder doch eine Systemkamera resp. Spiegelreflexkamera mit verschiedenen Objektive: Du kannst mit allen Kameramodelle tolle Landschaftsbilder erzielen.
Und doch gibt es Geräte und Zubehör, die natürlich ihre Vorteile mit sich bringen. Auf diese will ich kurz eingehen:
Wer weite, räumlich breite Landschaften aufnehmen will, der sollte ein gutes Weitwinkelobjekt verwenden. Menschen, die Fotomotive in der Ferne ablichten möchten, die brauchen eher ein Teleobjektiv.
Für Fotoaufnahmen in der Dunkelheit – zum Beispiel schöne Sternefotos über den Bergen – oder aber für Langzeitbelichtungen, für diesen Zweck ist ein leichtes, aber dennoch stabiles Stativ unabdingbar. Zudem würde ich empfehlen ein Fernauslöser zu verwenden, wenn die Kamera nicht mit dem Smartphone bedienbar ist. Dies vermindert allfällige Verwackelungen stark.
Aber ich bleibe dabei: Es ist nicht die Ausrüstung, welche die schönen Landschaftsfotos macht, sondern immer noch der Fotograf hinter der Kamera.
Tipp 9: Verschiedene Grössen als Kontrast
Kontraste auf einem Landschaftsbild wecken immer einen gewissen Wow-Effekt. Dies gilt insbesondere wenn man die Grösse verschiedener Bildelemente miteinander vergleicht.
Sei es ein einsamer Mensch in den Bergen, ein kleiner Stein neben einem grossen Felsen oder ein kleines Laubblatt vor einem grossen Wald – das klein-gegen-gross Spiel wirkt wie eine Prise Salz in der Suppe.
Tipp 10: Linienführung
Ein weiterer Punkt aus der klassischen Bildkomposition ist das Spiel mit den Linien.
Insbesondere natürlich vorhandene Linien in der Landschaft können Bilder sehr spannend wirken lassen. Sei kreativ, und nutze diese Linien als wichtiges Bildelement bei der Bildgestaltung deines Naturbildes!
Sei es ein ein Steg am See, bestimmte Steinformationen in der Bergwelt oder einfach linienförmige Muster im Sand: Nutz diese Linienführungen.
Und noch ein kleiner Tipp: Vertikale oder diagonale Linien vermitteln Tiefe und erhöhen den Sinn nach Räumlichkeit eines Bildes. Horizontale Linien dagegen blockieren eher den Blick, und unterteilen das Bild in klaren Ebenen.
Tipp 11: Manuelle Einstellungen für die Bildschärfe
Ich mag es mit der Systemkamera in der Natur zu sein, weil ich so ganz viele manuelle Einstellungsmöglichkeiten habe und die Landschaftsfotografie besser selber gestalten kann. Das Spiel mit der Belichtungszeit, Blendeöffnungen, ISO-Werten, Fokuswahl, etc. finde ich nach wie vor sehr reizend.
In der Landschaftsfotografie hat man häufig den Anspruch, den Fokus auf das ganze Bild zu setzen und all die verschiedenen Bildelementen (Wolken, Berge, Wasser, Pflanzen, etc.) möglichst scharf darstellen zu wollen.
Diese Bildschärfe wird sehr stark von der Blendeöffnung beeinflusst. Und da lautet der Grundsatz: Je mehr man die Blende schliesst, also je kleiner die Blendeöffnung ist, umso grösser wird die sogenannte Schärfentiefe.
Das bedeutet für die Landschaftsfotografie wiederum: Die Blendeöffnung möglichst klein halten (ca. f/8 – f/16), ohne dass es zur sogenannten Beugungsunschärfe kommt.
Bei schwachem Licht – zum Beispiel bei Dämmerung – wünscht man sich zudem, dass auf den Bildern möglichst kein Rauschen zu sehen ist. Dies beeinflusst man mit dem sogenannten ISO-Wert, der so hoch als nötig und so tief wie möglich gehalten werden sollte.
Tipp 12: Geduld ist eine schöne Tugend: Nimm Dir die Zeit!
Wer den Augenblick geniessen kann, wer sich im Momentun wohl fühlt, wer sich bewusst Zeit für die Fotografie nimmt – dem wird ein schönes Bild gelingen. Somit geh nach draussen, nimm dir diese Zeit, geniesse sie.
Und ja, in der Landschaftsfotografie zählt dieser Grundsatz noch viel mehr als bei den anderen Fotografietypen. Weil schöne Naturbilder brauchen viel Zeit, da wird viel Geduld abverlangt. Aber es lohnt sich.
Und das Thema richtige Kleidung, Nahrung, genügend Zeit und das grundsätzliche Wohlbefinden wird dabei häufig unterschätzt. Während deinen Fotosessions in der Natur wirst du in der Regel über längere Zeit unterwegs sein, abseits von der Zivilisation, evtl. wirst Du sogar draussen übernachten. Da sind gutes Schuhwerk, dem Wetter gerechte Kleidung, stärkende Nahrung, warme Getränke, genügend zu trinken, …einfach sehr sehr wichtig.
Eine gute Planung kann die halbe Miete sein. Oder zumindest viel Nerven schonen.
3 Antworten
Hallo,
vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen und die Zusammenfassung dieser in Form von Tipps.
Die Erklärungen zum goldenen Schnitt allerdings sind nicht ganz korrekt, da der goldene Schnitt nicht erreicht wird, indem man das Bild exakt drittelt. Die Drittelregel ist nicht mit dem goldenen Schnitt gleich zu setzen, sondern stellt eine (minimal einfachere) Alternative dar.
Viele Grüße
Michael
Hallo,
danke für die konstruktiven Tipps. Bei bewusster Anwendung wird man seine Landschaftsfotos mit hoher Wahrscheinlichkeit verbessern können.
Was mir an deinen Landschaftsfotos sehr gut gefällt, dass diese keinen Mainstream zeigen.
Sie zeigen Landschaften vor der Haustür, deiner Heimat und deinen Reisen.
Mach weiter so!
LG
Bernd
Hallo Marc und vielen Dank für den interessanten Artikel. Die Tipps kann man bestimmt gebrauchen. Man sollte sich als Fotograf immer nach neuem suchen und hier findet man sehr viele interessante Themen. LG Diana