Steckbrief zur Ricoh GR III
Sensor: CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5), 24 Megapixel
max. Auflösung: 6000 x 4000
Aufnahme-Dateien: DNG RAW & JPEG Format
Objektiv: 28mm; F 2,8
ISO-Werte: 100 – 102’400
Interner Speicher: 2 GB
Bildschirm: Touchscreen mit 3,0″ (7,5 cm)
Abmessungen (B x H x T): 109 x 62 x 33 mm
Gewicht: 255 g
Markteinführung: März 2019
Bedienungsanleitung als PDF (de / en)
Seit Herbst 2021 ist die neue Ricoh GR IIIx erhältlich: Das Schwestermodell ist neu mit einem 40 mm Objektiv, ansonsten mit den identischen Funktionen ausgestattet.
Ricoh GR III: Die kleinste Digitalkamera mit APS-C Sensor
Die GR-Kameraserie von Ricoh blickt auf eine lange Tradition zurück und war schon zu Zeiten der analogen Fotofilme kein unbekannter Name. Seit rund einem halben Jahr habe ich nun die kleine und leichte Ricoh GR III als meine Zweitkamera bei all meinen Ausflügen und Spaziergänge mit dabei. Und ja, ich bin Fan dieser „Point and Shoot“-Fotokamera aus Japan. Die Kamera ist ein ideales Werkzeug für meine Streetfotografie-Experimente und auch tauglich in der Landschaftsfotografie.
Sowohl die Grösse (109 x 62 x 33 mm) wie auch das Gewicht von nur 255 g waren tolle Argumente für die Anschaffung: Die Kamera passt in jede Jackentasche und ist im Handumdrehen betriebsbereit. Das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung ist zudem sauber verarbeitet. Die Oberfläche des Handgriffs ist mit einer Pulverschichtung überzogen, die der Kamera ein zeitloses Design mit ergonomischen Komfort vermittelt. Die Ricoh GR III kann problemlos auch mit nur einer Hand bedient werden, sofern man die vielen Funktionen aus dem FF beherrscht – und man die serienmässig mitgelieferte Handschlaufe als zusätzliche Sicherung verwendet.
Als Highlight steckt in der Ricoh GR III ein optisch stabilisierter APS-C Sensor, mit Cropfaktor 1,5 und einer Bild-Auflösung von 24,2 Megapixel. Dies macht die Ricoh GR III zur kleinsten Digitalkamera mit einem APS-C Sensor auf dem Markt. Und ja, die Bildqualität lässt kaum Wünsche übrig.
Mit der Brennweite von 18,3 mm entspricht es dem Aufnahmewinkel eines Kleinbildobjektivs mit 28 mm Brennweite. Die Fotos erhalten so den Touch eines Weitwinkelobjektivs, ohne unnatürliche Verzerrung – was ich bekanntlich ja sehr schätze. Die lichtstärkste Einstellungsmöglichkeit liegt bei F 2,8. Der Stabilisator soll laut dem Hersteller zudem bis zu fünf Belichtungsstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen; in der praktischen Anwendung würde ich Belichtungszeiten von mehr als 0,5 Sekunden dennoch mit eine Stativ oder sonstigen Auflage stabilisieren.
Point and Shoot mit Autofokus & Snap Focus: Die spielerischen Möglichkeiten der GR III
Automatischer Autofokus (AF), AF-Punkte händisch auf dem Screen aktivieren, Verfolgungs-Autofokus (Tracking-AF), Schnappschuss-Funktion (Snap), Manueller Fokus (MF), Gesichtserkennung: Die Fokusfunktionen der GR III sind sehr umfangreich und durchaus abwechslungsreich.
Der Snap Focus gilt dabei als Alleinstellungsmerkmal der GR III: Mit der Schnappschuss-Funktion kann man die Aufnahmedistanz vor einstellen, so dass man sich beim Fotografieren nicht mehr gross um das Fokussieren kümmern muss. Dank dem grossen Schärfenbereich des Objektivs, kann diese Funktion universell eingesetzt werden: Die wählbaren Fokusabstände sind 1 m, 1,5 m, 2 m, 2,5 m, 5 m oder „unendlich“.
Ich habe mich in die Full Press Snap Focus Funktion verliebt; die Kombination zwischen Autofokus und Schnappschuss-Fokus. Die Full Press Snap Focus Funktion setzt nämlich mit einem raschen Durchdrücken des Auslösers den Autofokus ausser Kraft und fotografiert mit den eingestellten Snap-Abstände – dies ist besonders praktisch wenn es rasch gehen muss und ein bestimmter Distanzbereich fokussiert sein soll. Beim langsamen (Halb-)Drücken des Auslösers fokussiert die Kamera jedoch nach der üblichen AF-Logik.
Die perfekte Schärfeneinstellung beim Snap Focus ist ein Zusammenspiel zwischen Blendeeinstellung, Snap-Distanz-Einstellung und effektive Distanz des Fotosujets. Zum Beispiel bekomme ich bei einer Brennweite f8 mit der 2,5m Einstellung eine Schärfe in den Distanzen von „1,14 m“ bis „unendlich“.
GR III Filmsimulationen & Bildsteuerung – alles für den analogen Stil
Ähnlich wie bei meiner Hauptkamera, die Fujifilm X-Pro2, können auch mit der Ricoh GR III mittels Filmsimulationen die JPEG-Aufnahmen in einem vordefinierten Bildstil abgeknipst werden. Nebst zwei selbst definierbaren Simulationen, sind folgende sogenannten Image Controls verfügbar:
- Standard
- Vivid
- Monochrome (= schwarzweiss)
- Soft Monochrome
- Hard Monochrome
- Hi-Contrast B&W
- Positive Film
- Bleach Bypass
- Retro
- HDR Tone
- Cross Processing
- White Balance: Auto
- White Balance Compensation: G6B9
- Image Control: Positive Film
- Saturation: +1
- Hue: +1
- High/Low Key Adjustment: +3
- Contrast: +3
- Contrast (Highlight): -4
- Contrast (Shadow): -4
- Sharpness: -2
- Shading: -1
- Clarity: 0
Die Schwächen: Kein Blitz, kein Sucher, keine 4K-Videos, schwacher Akku
Auch so fest ich diese Kamera mag, so darf ich die Schwächen der Ricoh GR III nicht totschweigen:
Die geringe Grösse der Ricoh GR III bringt den Nachteil, dass der eingebaute Blitz der Vorgängerin GR II keinen Platz mehr fand im neuen Gehäuse. Wer dennoch mit einem Blitz fotografieren möchte, muss auf einen Aufsteckblitz ausweichen. Persönlich stört mich das nicht sehr, da ich höchst selten mit einem Blitz fotografiere – und der lichtstarke Sensor mit seinem Stabilisator der Ricoh GR III mich total begeistert.
Was mich eher zur Umgewöhnung gezwungen hat, ist der fehlende Sucher: Die Bildvorschau findet ausschliesslich über den Bildschirm statt, wie bei einem Handy. Ricoh bietet allerdings einen optischen Aufstecksucher an; der jedoch ziemlich teuer ist und auf den Verkaufsbildern nicht sehr praktisch wirkt.
Ein weiterer Nachteil sind die wenig ausgearbeiteten Video-Funktionen der GR III. Die maximale Video-Auflösung ist nur Full-HD und liegt bei bescheidenen 1920 x 1080 (60p). Auch ein Mikrophon-Eingang fehlt. Wer eine Vlogging-Kamera mit 4K Videoaufnahmen sucht, wird enttäuscht. Die GR III richtet sich definitiv an ambitionierte (Hobby-)Fotografen, jedoch bestimmt nicht an zukünftige Filmemacher.
Dass die GR III kein Schweizer Taschenmesser ist und nicht „alle Bedürfnisse“ abdecken kann, damit kann ich gut leben. Das grösste Manko der Ricoh GR III ist jedoch klar die geringe Akkulaufzeit. Nach rund 200 Aufnahmen ist meistens Schluss – und der Akku muss ausgewechselt werden. Es lohnt sich daher mindestens eine zweite Batterie zu kaufen, um auf dem langen Spaziergang weiterhin fotografieren zu können.
Mein Fazit – die GR III als perfekte „immer-dabei-Kamera“
Klein, leicht, handlich und qualitativ hochwertige Bilder: Die Ricoh GR III ist momentan die Kamera, die ich immer dabei habe. Sei es im Alltag in meiner Heimatstadt, bei einem Citytrip oder auf einer Wanderung. Die Kamera passt in jeder Jackentasche, ist unauffällig und macht einfach viel Spass beim Fotografieren.
Ok, man muss etwas Zeit investieren, bis man alle Funktionen und Filmsimulationen durchgetestet hat und alles im Griff hat – aber auch das spricht meines Erachtens nach für die GR III: Der Funktionsumfang ist für ein solch kleines Gerät schlichtweg riesig. Auch die Funktion der Mehrfachbelichtung ist eine wahre Freude!
Die Menüstruktur empfinde ich als sehr intuitiv und praxisgerecht, zudem kann die Kamera auf den Fotografen dank individuellen Voreinstellungen angepasst werden.
Persönlich fotografiere ich häufig im Full Press Snap Focus Mode, so dass ich mir stets beide Optionen offen lassen kann: Bei genügend vorhandener Zeit arbeite ich mit dem Autofokus an der Bildkomposition; doch wenn es rasch gehen muss, wird auch der Schnappschuss scharf abgeknipst. Dies ist besonders bei Streetfotos eine perfekte Kombination; am besten gleich in schwarzweiss oder im Positiv Film Look. I love it.
Übrigens: Auch in der analogen Fotografie mag ich kleine handliche Kompaktkameras – zum Beispiel ist die Rollei 35 ein toller Alltagesbegleiter.