Schwarzweiss Fotografie – eine alte Technik, ein modernes Stilmittel
Mit der Schwarz-weiss-Fotografie fing eigentlich alles an: Die Technik ermöglichte zu Beginn der Fotografie im 19. Jahrhundert nur monochrome Aufnahmen. Diese hatten den Vorteil ausdrucksvoll zu sein, mit dem Spiel zwischen Licht und Schatten den Betrachtern eine eigene Stimmung zu übermitteln. Diese Eigenschaften sind bis heute beliebt – nicht einmal die Digitalfotografie konnten die schwarzweiss Bilder verdrängen. Mit vielen weltbekannten Streetfotografen, Fotoreporter oder Landschaftsfotografen ist die schwarz-weiss Fotografie ja sogar zu einer eigenen Kunstform geworden.
Auch ich fotografiere ab und zu gerne im monochromen Look. Die Umstellung der Betrachtungsweise von der farbigen Welt auf eine monochrome finde ich herausfordernd, spannend und sehr inspirierend. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, 10 einfache Tipps und Tricks zur schwarz-weiss Fotografie nieder zu schreiben:
1. Fotografiere in Schwarz-weiss, nicht monochrom
Zuerst einmal ein kleiner Input bezüglich der Definition der Schwarzweiss-Fotografie: Auch wenn häufig das Wort „monochrom“ als Synonym verwendet wird, ist es nicht unbedingt mit „schwarz-wesiss“ gleichzusetzen.
Monochrom bedeutet einfarbig, sprich sie können einen einzigen Farbton haben. Häufig haben monochrome Bilder z.B. eher einen brauen Farbton, der einen eigenen Charakter vermittelt. Schwarzweissfotografien haben jedoch gar keine Farbe, sie sind komplett schwarz, grau und weiss.
Viele Fotokameras haben bereits als Aufnahmeoption „schwarzweiss“, sei es als Filter oder Bildstil (ein Blick in die Bedienungsanleitung ist diesbezüglich evtl. hilfreich). Es lohnt sich, diese Funktion zu nutzen, um bereits bei der Bildaufnahme die Welt in Graustufen zu sehen. Tauche in diese besondere Welt ein – von Anfang an.
Und keine Angst: Wenn Du Deine Fotos auch als RAW-Daten aufnimmst, dann hast Du die Daten im Bildbearbeitungseditor auch wieder in Farbe.
2. Licht & Schatten – die richtige Belichtung macht es aus
In der schwarzweiss Welt ist die Situation ziemlich klar: Überbelichtung führt zu sehr hellen bis ganz weissen Bildteile, Unterbelichtung aber führt zu sehr dunklen Teile, ja sogar bis zu schwarze Flecken. Die Herausforderung einer korrekten Bildbelichtung ist in der schwarz-weiss Fotografie ein grosses Thema – und der Histogramm deiner Kamera könnte aus diesem Grund ein guter Kumpel werden.
Licht und Schatten sind aber auch für die schwarz-weiss Bildkomposition enorm wichtig. Sie vermitteln einzigartige Stimmung, setzen Subjekte und Objekte in das richtige Licht, machen ein Bild interessant und betrachtungswert.
3. Mut für schwarze Flächen
Man wird häufig verleitet, möglichst viele Details in einem Bild festzuhalten. So entsteht jedoch die Gefahr, dass das ganze Bild eher grau wird, und zudem mit zu vielen Informationen überladen. Versuch einen hohen Kontrast herzustellen, klare Gegensätze zwischen helle und dunkle Bereiche abzubilden – auch wenn gewisse Bildteile komplett schwarze Flächen sind.
4. Goldene Stunde auch für schwarz-weiss Fotos goldig
Die Zeiten um den Sonnenaufgang resp. -untergang eignet sich auch in der schwarz-weiss Fotografie hervorragend für tolle Aufnahmen. Während der goldenen Stunde sind Streiflicht und diffuses Licht typisch – und diese wunderbare Stimmung funktioniert auch bei schwarzweiss Aufnahmen. Experimentiere ein bisschen, und finde heraus, welche Auswirkungen das Licht auf Deine Bilder hat.
5. Vignettierung als Stilelement
Was im 19. Jahrhundert durch die einfache Technologie und Linsenkonstruktionen normal war, ist heute im 21. Jahrhundert ein ideales Stilmittel: Die starke Vignettierung. Diese Abdunklung an den Bildrändern kann den Blick des Betrachters auf das gewünschte Bildobjekt lenken und dem ganzen Foto eine besondere Stimmung verleiten.
6. Kontrastreiche Kontraste
Keine Frage: Die Schwarzweissfotografie lebt von Kontraste. Und diese darf besonders in der schwarzweiss Welt stark ausgeprägt sein. Ein Bild mit hohem Kontrast, vermittelt meist wegen den dunklen Schatten ein Gefühl von dynamischer Intensität. Der Kontrastlevel muss zum Bildmotiv passen: Bei ausdrucksstarken Landschaftsbildern soll beispielsweise das Motiv herausstechen.
7. Linien und Formen werden verstärkt
Nicht nur der hell-dunkel Gegensatz wird durch die Schwarzweissfotografie verstärkt, sondern auch die Linien und Formen auf einem Bild erhalten einen neuen Stellenwert. Es lohnt sich zu experimentieren, denn oftmals wird die neue Bedeutung der geometrischen Formen erst bei der Bildbetrachtung im Nachhinein klar. Der Grund ist naheliegend: Wenn die Farbe fehlt, ist die Form die einzige Möglichkeit, ein bestimmtes Objekt zu erkennen.
8. Detaillierte Strukturen & Texturen
Die schwarz-weiss Fotografie liefert häufig andere Bildinformationen als in der Farbfotografie. Die Strukturen und Texturen von Oberflächen können detailliert aufgenommen werden, und diese verleiten den Bildern eine neuartige Betrachtungsweise. Die Bildgestaltung wird dabei neu definiert.
9. Schwarzweiss Fotos als Mehrwert gegenüber Farbfotografie
Nicht alle Sujets sehen in einer schwarz-weiss Version toller als farbig aus. Wiederum kann man evtl. ein schlechtes Farbbild in schwarz-weiss besser aussehen lassen. Daher: Frag Dich regelmässig, ob das Bild in Schwarzweiss besser „funktioniert“ als in Farbe. Entsteht durch den Verzicht auf die Farbe einen Mehrwert? Nutze die schwarz-weiss Technik als Unterstützung für die Stimmung und den Ausdruck des Bildes.
Auch in der analogen Fotografie kann die Filmauswahl einen grossen Mehrwert bieten. Dies habe ich insbesondere festgestellt, wenn ich ich mit der Rollei 35 unterwegs bin.
10. Unterschiedliche Motive zur grossen Inspiration
Schwarz-weiss Fotos sind eine Kunst für sich selbst. Ob bei Portraits, Landschaften, Architektur oder in der Abstraktfotografie: Aufnahmen in Graustufen bringen immer ein besonderes „Etwas-Anderes“ im Vergleich zur Farbfotografie. Man muss nicht immer nur auf seinem „Fachgebiet“ tätig sein – das Experimentieren mit verschiedenen Motive führt aber zu wichtigen Erkenntnissen, die einen im „Fachgebiet“ sehr nützlich sein können. Wer sich mit dem Zusammenspiel von Licht und Schatten in Wäldern befasst, wird beispielsweise auch sein Wissen für schwarz-weiss Portraits erweitern können.
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